Vorwort des Vorstandsvorsitzenden 2018

im vergangenen Jahr haben wir viel in Bewegung gesetzt, damit Haniel auch für künftige Generationen Wert schaffen kann. Wir waren aber auch mit starkem Gegenwind konfrontiert. Zudem wird der Wettkampf um neue Unternehmen immer härter ausgetragen. Enttäuschend waren für Haniel vor allen Dingen die Wertentwicklungen unserer beiden Finanzbeteiligungen CECONOMY und METRO.

Als Family-Equity-Unternehmen gestalten wir unsere Beteiligungen aktiv und erweitern das Beteiligungsportfolio um wachstumsstarke und zukunftssichere Unternehmen. Unser Ziel ist es, Klumpenrisiken und die Abhängigkeit von einzelnen Branchen weiter deutlich zu reduzieren. Die enttäuschenden Aktienkurs-Entwicklungen von METRO und CECONOMY haben uns dazu veranlasst, die Werthaltigkeit der beiden Finanzbeteiligungen zu überprüfen. In Summe mussten wir unsere Anteile an den beiden Finanzbeteiligungen um eine Milliarde Euro im Wert berichtigen. Das war ein harter, aber nötiger Schritt und hat die positive operative Geschäftsentwicklung 2018 überlagert. Bereits im Frühjahr hatte sich Haniel dazu entschieden, den Ausstieg aus dem Engagement bei METRO einzuleiten.

Parallel zur Integration der 2017 übernommenen Initial-Aktivitäten setzte der Geschäftsbereich CWS-boco die Divisionalisierung in die Bereiche Hygiene Solutions und Textile Solutions um. Aus nun schlankeren Verwaltungsstrukturen stehen die Themen Standort- und Logistikstruktur, IT-Systeme und Skaleneffekte im Einkauf im Fokus des Plans, CWS-boco weiter zu optimieren. Die Wachstumsinitiativen zielen auch auf neue Angebote und die Digitalisierung des Produktportfolios ab – flankiert von Maßnahmen, die zur kontinuierlichen Verbesserung des Geschäftsbereichs beitragen sollen.

Wenn man Neuland betritt, wie wir es Ende 2017 mit dem Erwerb von zwei Maschinenbau-Unternehmen getan haben, braucht man neue Ansätze. Für ROVEMA, einen anerkannten Premium-Anbieter für Verpackungsmaschinen und -anlagen, und Optimar, einen führenden Produzenten hochwertiger, automatisierter Fisch-Verarbeitungssysteme auf Schiffen, an Land sowie für Aquakulturen, haben wir jeweils einen Maßanzug geschneidert und 2018 ein passgenaues Führungs- und Governance-Modell etabliert. Externe Active Chairmen stehen den Management-Teams als Sparringspartner zur Seite. Damit haben wir die Voraussetzungen geschaffen, um das weitere Wachstum von Optimar und ROVEMA optimal unterstützen zu können.

In den vergangenen Jahren haben wir uns finanziell auf eine solide und insgesamt wesentlich breitere Basis gestellt. Haniel verfügt – nach dem Verkauf der ersten Tranche der Metro-Anteile – über finanzielle Mittel in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro für eine weitere zukunftssichere Gestaltung des Portfolios. Bei der Suche nach neuen Investments gehen wir nach wie vor strukturiert und auch in dem anhaltend wettbewerbsintensiven Umfeld mit Bedacht vor. In Bezug auf unsere Investmentkriterien machen wir dabei keine falschen Kompromisse. Zukunftsfähig sind nur Geschäftsmodelle, für die Nachhaltigkeit kein Fremdwort ist und die durch ihr entsprechendes Handeln einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft bereits leisten oder künftig erbringen können. Gemäß diesem Anspruch sind wir seit 2014 Mitglied des UN Global Compact. Wir unterstützen dessen Prinzipien wie Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz oder Korruptionsbekämpfung und sorgen für deren Verbreitung.

Unsere Digitalinitiative ist ein wichtiger Bestandteil der strategischen Weiterentwicklung der Haniel-Gruppe. Schacht One ist dabei ein Alleinstellungsmerkmal mit Strahlkraft im Wettbewerb um neue Unternehmen. Alle Geschäftsbereiche verfolgen eine Vielzahl konkreter Projekte, die auf ihren eigenen Digitalen Agenden basieren. Viele Lösungen sind derzeit in der konkreten Testphase oder bereits am Markt. Aktuelle Beispiele sind büromöbelonline.de von TAKKT oder der „Commander“ von Optimar, eine digitale Plattform, die es Kunden ermöglicht, ihre Fertigung digital abzubilden und zu steuern. Auch organisatorisch sorgt die Digitale Transformation für Veränderungen. So hat ELG mit der EIE Services die eigene Digitaleinheit weiterentwickelt. TAKKT bündelt nun in der newport Gruppe alle webbasierten Unternehmen und vernetzt ihre Leistungsspektren.

Im Rahmen des ganzheitlichen Ansatzes zur Digitalisierung bleibt der Wissenstransfer und Austausch innerhalb und außerhalb der Haniel-Gruppe ein wesentlicher Aspekt: Weiterbildungen und Managementtrainings der Haniel Akademie, Veranstaltungen bei Schacht One, aber auch spezielle Reisen zu digitalen Hotspots brachten nicht nur Kollegen der Haniel-Gruppe zusammen. Wir haben dabei auch vom Netzwerk profitiert, das sich aus den Investments in sechs ausgewählte Venture-Capital-Fonds sowie den gezielten Investitionen unserer Geschäftsbereiche in Start-ups ergibt. Unser vielseitiges Netzwerk hilft uns, das digitale Mindset in der Gruppe weiter zu stärken, damit wir zukunftsfähig bleiben.

Wir haben das Geschäft auch dank unserer soliden operativen Basis weiter auf die Zukunft ausrichten können. Der Geschäftsverlauf 2018 zeigt, dass wir von der Diversifikation des Portfolios profitieren: Der Umsatz ist organisch gestiegen. ELG profitierte überwiegend von höheren durchschnittlichen Rohstoffpreisen, aber auch Tonnageanstiegen. CWS-boco wuchs in den beiden Divisionen Textile Solutions und Hygiene Solutions erfreulich. Auch der Umsatz von TAKKT entwickelte sich gegenüber dem des Vorjahres positiv. Wir haben 2018 auch das Operative Ergebnis deutlich gesteigert: Ergebnisstärkend wirkte vorrangig der gestiegene Beitrag von CWS-boco. Das Operative Ergebnis von TAKKT reichte an den Vorjahreswert heran. Sowohl ELG als auch BekaertDeslee waren in einem schwierigeren Marktumfeld unterwegs. Beide verbuchten deshalb trotz Gegenmaßnahmen ein Operatives Ergebnis, das unter dem Niveau des Vorjahres lag.

Die Wertberichtigungen auf unsere Finanzbeteiligungen METRO und CECONOMY sind der Grund dafür, dass unser Ergebnis vor und nach Steuern 2018 deutlich negativ ausfiel.

Wir blicken heute auf ein breiter diversifiziertes Portfolio mit sechs marktführenden Geschäftsbereichen. Unser klarer Plan ist die Erweiterung des Portfolios auf bis zu zehn Beteiligungen. Wir haben uns als erfolgreicher und verlässlicher Investor am Markt positioniert.

Nach der wichtigen Phase der finanziellen Sanierung und der anschließenden Neuausrichtung des Portfolios wurden die Grundlagen für das weitere Wachstum der Gruppe gelegt. Daher ist es an der Zeit, den Vorsitz im Haniel-Vorstand zum 30. Juni 2019 an meinen Vorstandskollegen Thomas Schmidt zu übergeben. Nicht nur deswegen bin ich überzeugt, dass 2019 ein Jahr der positiven Dynamik und Veränderung für Haniel sein wird. Angesichts zahlreicher konjunktureller, politischer und sozialer Fragezeichen sind wir gut beraten, auch künftig mit Weitblick zu agieren – getreu unserem Anspruch, „enkelfähig“ zu sein. Das ist und bleibt das Ziel für unser Wirken. Portfolioentwicklung ist dabei ein permanenter Lernprozess, der auch mit Rückschlägen verbunden sein und Kraft kosten kann. In unserem Netzwerk setzen wir in jedem Fall viel positive Energie frei. Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen danke ich daher den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf allen Ebenen für ihr Engagement im vergangenen Jahr! Unser Dank gilt außerdem den Gesellschaftergremien und dem Aufsichtsrat für die konstruktive Zusammenarbeit und die Begleitung auf diesem Weg.

Duisburg, den 5. März 2019

Vorsitzender des Vorstands